SM und Sex - untrennbar oder unvereinbar?

Paare, die in einer festen Liebesbeziehung leben, in der mehr oder weniger zufällig auch SM stattfindet, werden auf Sex kaum verzichten wollen - ob nun mit SM oder ohne. Vielleicht schlafen sie nach dem Spiel miteinander, oder der Geschlechtsakt wird während des Spiels durchgeführt, möglicherweise mit weniger Zärtlichkeit als außerhalb der Session. Bei den meisten festen Liebespaaren wird es eine klare Trennlinie - dies ist SM, dies keinesfalls - nicht geben. Wie steht es aber mit Subs und Doms, die sich nur zum Spielen zusammentun?

SM ist eine körperliche Angelegenheit, und kaum ein Dom wird seinen Sub nur mit seinem verlängerten Arm - der Peitsche, der Gerte oder dem Rohrstock - bearbeiten, sondern ihm auch Klammern an Brustwarzen und Genitalien setzen, ihn kneifen, mit der Hand schlagen oder vaginal und/oder anal fisten. Selbstverständlich sind auch dies sexuelle Handlungen, sofern sie dazu gedacht sind, Sub zu stimulieren, und sei es durch Schmerz und/oder Demütigung. Aber sie sind kein Geschlechtsverkehr.

Was hat man denn davon, wenn man "nur" spielt?

Und dabei keine körperliche Befriedigung findet, ob nun anschließend oder währenddessen? - Man darf nicht vergessen, dass SM auch und gerade im Kopf stattfindet - die Zufügung von Schmerz und Demütigung wird am Körper vollzogen, trifft aber unmittelbar die Seele. Der Sub zieht seine Befriedigung aus dem Gefühl, das aus Schmerz und Unterwerfung hervorgeht, der Dom genießt die Reaktion seines Subs auf seine Dominanz und seinen Sadismus, und die daraus folgende sexuelle Erregung muss nicht zwangsläufig durch Geschlechtsverkehr befriedigt, vollendet werden. Das Wohlgefühl entsteht im Kopf.

Was hat denn SM mit Sex zu tun?

Muss man denn währenddessen oder anschließend unbedingt noch Geschlechtsverkehr haben? - Mancher kann und will SM und Sex nicht trennen. Für ihn besteht die völlige Unterwerfung, die vollständige Dominanz daraus, den Akt zu vollziehen. Ein Orgasmus kann auch auf andere Weise herbeigeführt werden, sofern Sub und/oder Dom denn gerne einen hätten, und auch solche Handlungen lassen sich ins Spiel einbauen oder nachher ausführen. Es ist der Geschlechtsakt, in den das Spiel gipfelt - noch umfassender kann Sub sich Dom nicht ausliefern, noch deutlicher kann Dom Sub nicht besitzen. Erst die Vereinigung, eventuell herbeigeführt durch "Zwang", macht das Spiel für beide vollkommen.


Welche Gründe könnte es aber geben, auf Geschlechtsverkehr definitiv verzichten zu wollen? Und haben männliche und weibliche Sub und Doms unterschiedliche Gründe?

  • Sub oder Dom mag einen festen Partner im "realen" Leben haben, mit dem er Geschlechtsverkehr hat, und mit niemandem sonst. Auch wenn der feste Partner gar nicht weiß, dass der andere eine SM-Beziehung hat, kann Sub oder Dom es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, diesen intimen Akt einem anderen als seinem (Ehe-)Partner zu schenken.
  • Die weibliche Sub will von ihrem Mann schwanger werden und traut Kondomen nicht über den Weg.
  • Man hat schlicht Angst vor AIDS oder anderen Krankheiten.

Wenn man sich einen Spielpartner sucht, wird man auch darüber sprechen, ob Sex dazugehört oder nicht. Trifft nun Sub oder Dom auf jemanden, für den Sex aus einem obengenannten Gründe nicht in Frage kommt, sollte er sich darüber klar werden, ob er damit leben kann oder nicht. Reicht ihm das Spiel aus? Wenn nicht, ist dieser Partner nicht der Richtige.

Für die Frau an sich ist der Geschlechtsakt allein durch das Eindringen des Mannes in sie eine Form der Unterwerfung - und für manche Domme ist es ein Widerspruch, sich dem Mann hinzugeben, den sie doch eigentlich dominiert, den sie unterwirft. Sie respektiert den Mann, den sie dominiert, aber sie trennt das SM-Spiel vollkommen vom Liebesspiel. Sie kann ihren Körper nicht so ohne weiteres hingeben; einen Mann sexuell zu berühren, ist etwas ganz anderes, als wenn er sie berührt. Möglicherweise ist sie bereit, ihn zu befriedigen und sich von ihm befriedigen zu lassen. Aber flachlegen lässt sie sich noch lange nicht.
Aber vielleicht legt der männliche Sub auch gar keinen Wert darauf. Sein Eroberungsdrang beschränkt sich darauf, seiner Herrin dienen zu dürfen und ihre Wünsche zu erfüllen - seine eigene Lust kommt erst zweiter Stelle und ist auch durch die dominanten oder sadistischen Handlungen seiner Herrin zu befriedigen.


Gehören SM und Sex zusammen? Für den einen ja, für den anderen nicht. Es kommt ganz darauf an, was dein Kopf dir sagt. Hör einfach zu.

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