Klick im Kopf - das Phänomen des Fallenlassens

Fallenlassen - das ist der mystische Moment, in dem Sub nichts mehr hört und sieht außer seinen Dom, und wenn seine Ohren verschlossen oder seine Augen verbunden sind, nicht einmal mehr ihn, und in dem er nichts mehr fühlt, als die Dinge, die Dom mit ihm macht. In diesen Augenblicken besteht Sub nur aus Gefühl, alle anderen Sinneseindrücke sind ausgeschaltet. Er empfindet - Schmerz, Angst, Freude, Lust, Demut, Euphorie, welches Gefühl auch immer Dom in ihm wachrufen möchte, und nichts anderes. Er denkt über nichts mehr nach, wägt nichts ab, entscheidet nichts, stellt nichts in Frage. Er überlässt sich ganz seinen Empfindungen.

Fallenlassen - der eine Sub kann es im gleichen Moment, wenn ihm Fesseln angelegt werden oder Dom ihm befiehlt, die Gerte zu holen. Der andere braucht Minuten oder Stunden, bis er so weit abschalten kann, dass er nicht mehr (nach)denkt. Der nächste benötigt mehrere Sessions, bis er sich ganz fallen lassen kann. Und mancher schafft es nie.


Wie kann man die Wesensart des Fallenlassens erklären?

Vielleicht ist dir dies schon einmal passiert: Du sitzt im Bus, im Zug oder auf dem Beifahrersitz, du weißt, dass der nächste Halt noch Stunden entfernt ist, und du hörst über Kopfhörer oder aus dem Radio Musik. Dann gleitest du langsam in eine Zwischenwelt - nicht mehr wach, aber nicht schlafend, nicht mehr denkend, aber nicht träumend. Deine Gedanken wandern ab, beginnen sich selbständig zu machen, entziehen sich deiner Kontrolle, und vor deinen Augen entstehen bruchstückhafte Bilder. Währenddessen nimmst du im Hintergrund Motorengeräusche und Gesprächsfetzen wahr, aber sie stören und berühren dich nicht. Wirst du nun plötzlich aus diesem traumähnlichen Zustand gerissen, ist es dir unmöglich, auf der Stelle dorthin zurückzugleiten.

Willentlich ist diese Traumwelt nicht zu erreichen, wenn dein Kopf nicht mitspielt und bereit ist, "herunterzuschalten". Du kannst dich nicht zwingen, dich fallen zu lassen, solange du noch Gedanken formulierst, die sich mit anderen Dingen befassen. Erst wenn du vollkommen bereit bist, dich deinem Dom hinzugeben und dich auf das Spiel zu konzentrieren, kannst du diesen Zustand erreichen. Das ist leichter gesagt als getan.


Ist es nötig, sich fallen zu lassen?

 Sicherlich nicht, zumal es nicht jedem gegeben ist, sich fallen lassen zu können. Zu viele Faktoren können Sub davon abhalten.

  • Die Situation selbst: Manch einen mag schon Krach vor dem Fenster stören, oder dass in einer Stunde Besuch vor der Tür steht. Vielleicht sollte man in so einer Situation erst gar nicht mit einem Spiel beginnen, aber möglicherweise hat man keine andere Möglichkeit oder Gelegenheit. Dom sollte sich ein bisschen Mühe geben, die Situation so zu verbessern, damit Sub die nötige Konzentration aufbringen kann - seien es Ohrstöpsel oder ein Anruf beim Besuch, den Termin auch wirklich genau einzuhalten.
  • Unsicherheit: Bei einem neuen Partner ist man gespannt und neugierig auf das, was kommt. Aber auch wenn man ihm vertraut, kennt man seine "Techniken" noch nicht und weiß nicht, wie er das, was er angekündigt hat, in die Tat umsetzt, oder was er von Sub verlangt und erwartet. Hat man sich "eingespielt", ist auch das Fallenlassen leichter.
  • Überwachung: Dass der Mensch ein denkendes Wesen ist, kann in der Session eher hinderlich sein - Sub ist gut damit beraten, das Denken seinem Dom zu überlassen. Sub sollte sich darauf verlassen (können), dass Dom weiß, was er tut, und dass er nur tut, was gut für seinen Sub ist. Vor und nach der Session ist Zeit genug, Kritik anzumelden und Einzelheiten zu besprechen. Während der Session nicht.
  • Chaos im Kopf: Weder das Finanzamt noch die kaputte Spülmaschine haben in der Session etwas verloren. Sub hat den lieben langen Tag dafür Zeit, an andere Dinge als das Spiel zu denken. Währenddessen sollte Sub versuchen, den Kopf leer zu machen und seinem Dom zu überlassen, ihn mit Eindrücken zu füllen.

Aber selbst wenn ihr alle diese Faktoren aus dem Weg räumt, hast du keinen Garantieschein dafür, dass sich das Fallenlassen einstellt, sobald das Spiel beginnt. Dein Dom kann das seine dazu tun - je dominanter und einfühlsamer er in seinen Worten und Taten ist, je mehr er auf dich eingeht und dich dazu bringt, dich auf ihn und das Spiel zu konzentrieren, um so leichter kannst du dich fallen lassen. Wenn es dir schwerfällt, deine Gedanken auszuschalten, bitte deinen Dom, während des Spiels mit dir zu sprechen, dir zu erklären, was er tut und was er tun wird, dir Schmerz und Erniedrigung anzukündigen und deine Reaktionen zu kommentieren - egal was, solange seine Worte nur deine Gedanken bestimmen. Vielleicht hilft es dir, auf seine Fragen zu antworten, vielleicht reicht es, wenn du ihn sprechen hörst.

Das Spiel wird um so schöner, je mehr du dich fallen lassen kannst. Aber auch wenn du es nicht schaffst - keine Panik. Es ist kein Zeichen von mangelnder Demut, Devotheit oder Hingabe. Es ist nicht deine Schuld. Du bist nun einmal ein denkendes Wesen mit fünf Sinnen, die weder du noch dein Dom nach eurem Gutdünken beherrschen könnt. Gib dich hin, sei deinem Dom zu Willen, genieße das Spiel. Es liegt in deiner Macht.

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